Fotoclub

Zündstoff Bildbearbeitung

Beim Fotoclub Memmingen geht es auch mal hitzig zu - Die Manipulation von Aufnahmen am Computer erregt immer wieder die Gemüter der Mitglieder

Memmingen  Von einem Beamer übergroß an die Wand geworfen, steht die Fotomontage im Raum des Gasthauses Schwarzer Adler in Schwaighausen bei Memmingen. Und sie erhitzt die Gemüter. Das Werk von Siegfried Rebhan zeigt zwei junge Tänzer: Einer macht einen Handstand, der Zweite dreht sich kopfüber auf seinem Fuß – physikalisch ist das wohl beinahe unmöglich. "Ein Bild ist so, wie es aus der Kamera kommt", argumentieren die Einen. "Nein, es fängt erst an interessant zu werden, wenn am Computer das unmögliche möglich gemacht wird", halten die Anderen dem entgegen.


"Ich denke, da muss man kompromissbereit sein", sagt Clubvorsitzende Gudrun Müller-Wegele. Trotzdem macht die 67-Jährige keinen Hehl daraus, dass die Leidenschaft für die Fotografie im Club auch mal zum Streit führen kann. Da gibt es zum Beispiel Naturfotografen, die genau wissen, wann sie was für Licht haben und wo sie für welches Motiv hingehen müssen. Trotzdem kann es sein, dass sie noch stundenlang auf den entscheidenden Moment warten müssen. "Dass so jemand nichts mit Montagen anfangen kann, ist klar", sagt Müller-Wegele. Dem gegenüber steht die Fraktion derer, die ihre Bilder intensiv bearbeiten. Dazu gehört zum Beispiel Winfried Schwarz. "Nur so kann man die optimale Qualität rausholen", ist er überzeugt. Was früher unmöglich war, ist heute machbar. Für ihn gehören Technik und Geduld gleichermaßen zur Fotografie. Dazwischen steht für ihn der Fotoclub, der ein Miteinander ermöglicht, in dem jeder etwas von seinen Kollegen lernen kann. "Das macht einfach Spaß", sagt Schwarz.


Das ist Sinn und Zweck des Memminger Fotoclubs: Die Mitglieder sollen sich austauschen, neue Herausforderungen suchen und Kritik zu ihren Bildern bekommen. An Wettbewerben nimmt der Fotoclub nicht Teil. „Dazu ist bei uns nicht genügend Interesse vorhanden“, sagt Müller-Wegele. Sehr wohl messen sich die Fotografen aber untereinander. Jeden Monat küren sie ein Bild eines der 38 Mitglieder zum Bild des Monats und veröffentlichen es als solches auf ihrer Internetseite. „Dabei gewinnen eben oft auch bearbeitete Bilder“, sagt Schwarz. Und schon wird es wieder deutlich, das Konfliktpotenzial.


Austausch mit anderen Fotografen und Exkursionen


Damit es in Zukunft etwas weniger Zündstoff gibt, wird bald ein Kollege von den wettkampferfahrenen Fotofreunden Wiggensbach in Memmingen zu Gast sein und über Bildbewertung referieren. Der Austausch mit anderen Fotografen ist dem Club ebenso wichtig, wie seine Exkursionen. Diese führten die Memminger Fotografen beispielsweise nach München und nach Dänemark.


Einen großen offenen Wunsch haben die Fotografen jedoch: Mehr junge Mitglieder. "So richtig los geht es bei uns eigentlich erst ab 30", sagt Müller-Wegele. Für Schwarz wäre eine Jugendgruppe im Club "ein kleiner Traum". Er sagt, dass der Zusammenschluss lange eine Art Schattendasein gefristet habe. Erst mit der Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläum vor einigen Jahren seien sowohl die Stadt, als auch neue Mitglieder auf sie aufmerksam geworden. Eine ähnliche Wirkung erhoffen sie sich  vom 30-Jährigen im kommenden Jahr. Sie hoffen, dass sich in Zukunft vor allem viele junge Fotobegeisterte in die hitzigen Diskussionen einmischen.



Fotoclub Memmingen


Verein: Gegründet wurde der Fotoclub Memmingen am 1. April 1984. Er ist nicht Mitglied im Deutschen Verband für Fotografie (DVF). Daher nimmt er auch nicht an Wettbewerben teil.

Mitglieder: Der Fotoclub zählt zur Zeit 38 Mitglieder im Alter zwischen Anfang 20 und Mitte 80.

Club-Abende: Die Fotografen treffen sich jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat im Gasthaus  Schwarzer Adler in Schwaighausen (Unterallgäu).

Ausstellungen: (Auswahl) 2010 und 2011 war der Club mit je einer Ausstellung auf der Allgäuschau vertreten. Ebenso zeigten sie in mehreren Jahren während des Weihnachtsmarkts winterliche Motive in der Rathaushalle. Zehn Clubmitglieder waren als offizielle Fotografen bei den Wallensteinspielen 2012 in Memmingen unterwegs. Eine Auswahl der Bilder wurde im Rathaus ausgestellt.



Erschienen am 18. Juli 2013 im regionalen Kulturteil der Allgäuer Zeitung