Jan Benda

Seine Welt ist eine Scheibe

Jan Benda hat in zahlreichen Top-Ligen Eishockey gespielt.

Jetzt ist er ein "Indianer"

Memmingen  AusgerechnetStändige Regenschauer und niedrige Temperaturen halten Jan Benda nicht vom Spaziergang durch den Stadtpark ab. Schließlich hat der 1,96-Meter-Mann den Großteil seines Lebens auf dem Eis verbracht. Dieses Leben brachte ihn in viele Teile der Welt. Stets dorthin, wo Eishockey, seine Leidenschaft, groß geschrieben wird.


"In vielen Ländern war ich der erste deutsche Pionier im Eishockey", sagt er stolz.  Schließlich nahm seine Karriere in den 1990er-Jahren Fahrt auf. Jener Zeit, in der die Staaten des Ostblocks sich  öffneten. Doch auch später, in Finnland und Russland, war er als Deutscher ein Exot. Denn normalerweise verstärken Spieler aus diesen Eishockey-Nationen heimische Teams. "Ich habe ich nicht nur mich, sondern auch Deutschland repräsentiert", erzählt Benda. Nachdenklich schiebt er hinterher, dass er von Nordamerika bis in die Tiefen Russlands stets als Deutscher wahrgenommen wurde. Nur hierzulande sei er immer der Deutsch-Tscheche gewesen.


Die Eishockey-Karriere war Benda vorherbestimmt: Sein Vater gab nicht nur seinen Vornamen an ihn weiter, sondern auch den Sport. Im Alter von acht Jahren schickte er ihn erstmals ins Trainingscamp nach Kanada. "Ohne die Unterstützung meiner Eltern hätte ich es nie soweit geschafft", sagt der 44-Jährige. Doch für ein Kind hat das auch Nachteile. Statt seine Freunde auf Geburtstagsfeiern zu treffen, trainierte er. Und die Weihnachtszeit war meist Turnierzeit. Trotzdem erlaubten seine Eltern ihm  andere Sportarten auszuprobieren - solange er das Eishockey nicht schleifen ließ.  "Doch in der Pubertät stellt sich die Frage, wie ernst es mit dem Sport wirklich ist", sagt Benda. Für ihn hieß das: Wieder ab nach Kanada, wo er in der Juniorenliga spielte.


Als junger Erwachsener kehrte Benda nach Deutschland zurück und wurde mit München Deutscher Meister. "In zwei Jahren hatte ich hier alles erlebt, wo war noch der Reiz?", fasst er seine damaligen Gedanken zusammen. Zudem bedauerte er, dass Eishockey in Deutschland nie großen Stellenwert hatte. Also zog er wieder aus in die Welt.


In Finnland, Tschechien, Nordamerika und Russland gefiel ihm das besser. Eishockey-Spieler genießen dort nach seinen Worten das gleiche Ansehen wie Fußballprofis hierzulande. Zudem hielt das Leben auf diese Weise für ihn unzählige Eindrücke bereit. Benda erzählt davon, im sicheren Finnland nie Auto oder Wohnung abgesperrt zu haben. Er spricht vom harten Konkurrenzkampf in der Nordamerikanischen Eishockeyliga NHL. Und er erinnert sich an das harte Leben in Russland: Wie ein Bettler auf der Straße starb, dem er am Vortag noch Geld gegeben hatte.


Doch die Bande nach Deutschland riss nicht ab - nicht zuletzt wegen seiner 187 Länderspiele für die Nationalmannschaft. Mit zunehmenden Alter geht Benda es ruhiger an. 2011 beendete er in München seine Karriere im Eishockey-Oberhaus. Benda bleibt dem Sport aber treu und sieht es als Privileg an, noch spielen zu können. Mit Memmingen hat er nun eine Stadt gefunden, in der er bleiben möchte. Mit dem ECDC hat er große Pläne: Memmingen soll noch mehr zur Eishockey-Stadt werden und der Verein in die Obeliga aufsteigen.



Zur Person


● Herkunft Jan Benda wurde am 28. April 1978 in Reet in Belgien als Kind von Flüchtlingen geboren und wuchs in Deutschland auf.

● Beruflicher Werdegang Bendas Leben stand im Zeichen seines Sports: 1992, nach zwei Spielzeiten in Kanada, schaffte er in Deutschland mit Freiburg den Klassenerhalt in der damaligen Bundesliga (heute Deutsche Eishockey Liga, DEL) und wurde mit München Deutscher Meister. Es folgte eine bewegte Karriere mit Stationen in Nordamerika, Tschechien, Finnland, Russland und Deutschland. Heute betreibt er neben dem Engagement bei den Memminger Indians zwei Firmen: Eine Vertretung für den amerikanischen Sportartikelhersteller Under Armour und er vermittelt gesponserte Video-Leinwände an Sportvereine.

● Familie Benda ist seit 1998 verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 16, neun und zwei Jahren. Auch seine Frau habe "sich für ein Eishockey-Leben entschieden".

● Freizeit Wenn er sich nicht gerade mit Eishockey beschäftigt, ist Benda meist anderweitig sportlich aktiv: Er fährt Ski, spielt Tennis, Fußball und Golf. Außerdem geht er oft ins Kino, wo er am besten abschalten kann.




Erschienen im November 2016 in der Memminger Zeitung