150 Jahre Edelrid

Sichere Seilführung

Der Isnyer Seilhersteller Edelrid

ist seit 150 Jahren im Geschäft

Isny Es ist kein roter Faden, sondern ein Bergseil, das sich durch 150 Jahre Firmengeschichte zieht. Zwar stellt die Firma Edelrid mit Sitz in Isny auch jede Menge andere Sicherheits- und Sportausrüstung her. "Aber Seile sind immer noch unser Kerngeschäft", sagt Markus Wanner, einer der beiden Geschäftsleiter des Unternehmens.


Bekannt ist Edelrid daher vor allem als Bergsportfirma. Tatsächlich macht dieser Bereich nach Wanners Angaben auch rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Es kommen jedoch noch drei andere Geschäftsfelder hinzu, auf die sich die anderen 40 Prozent aufteilen: Unter den Oberbegriff Arbeitssicherheit (20 Prozent) fallen etwa Gurte, Karabiner, Helme und natürlich Seile – zum Beispiel für Industriekletterer. 15 Prozent machen Leinen und Seile für die Industrie aus. Unter anderem  werden diese in Gleitschirmen verarbeitet. Den kleinsten Teil (fünf Prozent) bildet der in den vergangenen Jahren stark gewachsene Markt der sogenannten Adventure Parks. Dazu zählen etwa Kletter- und Hochseilgärten. Auch für diese stellt Edelrid alles rund um das Thema Sicherheit her.


Am Anfang dieser gesamten Entwicklung stehen der Kaufmann und Alpinist Julius Edelmann und der Techniker Carl Rider. 1863  gründeten sie das Unternehmen. Es startete als Fabrik für Litzen und Kordeln, die beispielsweise für Uniformen verwendet wurden. "Aber im Grunde wurde in diesen Flechmaschinen schon die gleiche Technik eingesetzt wie heute", sagt Wanner.


Das unterstreicht auch Seilentwickler Martin Schlemmer. Da die Seile immer noch in Isny produziert werden, zeigt er einfach vor Ort, wie das berühmte Kernmantelseil hergestellt wird. Mit dieser Erfindung, dessen deutscher Name auch im Englischen ein fester Begriff ist, revolutionierte Edelrid die Sicherheitstechnik im Bergsport.  Denn es ersetzte das Hanfseil und reduzierte so die Zahl der Seilrisse enorm. Die Produktion selbst erinnert an einen Tanz um den Maibaum: Der Seilkern selbst ist der Baum und die Spulen mit dem Zwirn des Mantels tanzen um ihn herum und flechten so die schützende Hülle des Seils. Diese Technik kommt bei alten und neuen Maschinen in der durch Luftbefeuchter konstant klimatisierten Halle zum Einsatz – nur das Arbeitstempo variiert. Die gleichbleibende Luftfeuchtigkeit sorgt dafür, dass die Eigenschaften der Textilien gleich bleiben.


Doch die Firma hat in den 1990er Jahren auch Zeiten der Stagnation gesehen und wurde kurz nach der Jahrtausendwende an einen britischen Seilhersteller verkauft, der unter anderem Schiffstaue herstellte. "Zu dieser Zeit gab es nur wenig Spielraum für eigene Investitionen, die zu großen Sprüngen geführt hätten", sagt Wanner. Nach der Pleite der englischen Firma wurde Edelrid Teil der Vaude-Gruppe mit Sitz in Tettnang. Edelrid sei dabei aber selbstständig geblieben und habe das Segment Kletter- und Sicherheitsausrüstung im Bergsport voll übernommen.


Mit diesem Schritt erhielt die Firma auch Zugang zu neuen Märkten und Produktionsstandorten, sodass  Edelrid heute zu 40 Prozent in Vietnam herstellt. "So können wir wirtschaftlich produzieren und konkurrenzfähig bleiben", sagt Wanner. Die Entwicklung der Produkte findet jedoch zu hundert Prozent in Isny statt, betont er.



Die Firma Edelrid


Gründung: 1863 durch Julius Edelmann und Carl Rider.

Mitarbeiter: 135 davon ein Drittel in der Verwaltung und zwei Drittel in der Produktion.

Umsatz: Im Jahr 2013 voraussichtlich 23 Millionen Euro.

Handelsmarken: Fritschi (unter anderem Skibindungen) und Arva (beispielsweise Lawinenverschüttetensuchgeräte).

Verkauf: In über 60 Länder weltweit.

Geschäftsführung: Albrecht von Dewitz.

Geschäftsleitung: Markus Wanner und Carsten von Birckhahn.



Foto: Edelrid/ Erschienen am 20. Juni 2013 im regionalen Wirtschaftsteil der Allgäuer Zeitung