Mystische Pfade im Allgäu
Das Buch stellt 35 Wanderungen
auf den Spuren von Mythen und Sagen vor
Vieles liegt im Allgäu im Schatten der Berge – nicht nur die wunderschönen Täler im wortwörtlichen Sinn. Auch Moore, Seen, Burgen und Wälder bekommen meist nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie die Gipfel. Zudem liegt aber noch eine ganz andere Welt im Schatten: die Welt der Mythen und Sagen. Übernatürliches und Unheimliches, Erbauendes und Erschreckendes spielt sich darin ab. Denn schon immer versuchten die Menschen sich scheinbar Unerklärliches begreiflich zu machen. Auch Teile der Geschichte wurden mit der Zeit zu Legenden und die Legenden schließlich zum Mythos.
Dieser Schattenwelt nachzuspüren hat seinen Reiz. Es bietet die Möglichkeit, das Allgäu aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Die Wanderungen auf mystischen Pfaden führen durch die ganze Region, von den Gipfeln bis in die Moore. Auf ihnen lernen Abenteuerlustige und Naturliebhaber alle vier Himmelsrichtungen des Allgäus kennen.
Doch keine Angst: Die Wanderungen sind nicht nur etwas für finstere Nebeltage, auch wenn grauer Himmel und kühle Temperaturen sowohl die Einsamkeit als auch die Wirkung der Sagen verstärken. Nein, auch bei schönstem Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad machen diese Touren Spaß. Vor allem dann, wenn sie in dunkle und kühle Wälder oder an erfrischende Seen führen.
Auch so manche bekannte Attraktion des Allgäus erscheint mit dem Wissen um ihren mythologischen Hintergrund in einem anderen Licht. Auch wenn Mythenfreunde sich diese Orte natürlich mit vielen anderen Besuchern teilen, bietet dieses Buch – wo immer dies möglich ist – eine einsamere Variante oder einen Abstecher von den Hauptwegen. Andere Ziele dagegen zählen noch immer zu den Geheimtipps.
Wann und wo auch immer es hingehen soll – im tiefsten Nebel in die Gemäuer einer Burg oder bei Badewetter an die Allgäuer Riviera – dieser Wanderführer beschreibt die 35 schönsten Wanderungen auf Spuren von Mythen und Sagen im Allgäu.
Eine Leseprobe:
Waldrunde an den Herd des Leibhaftigen
Duch die Teufelsküche
Mitten im dichten Grün erheben sich riesige Konglomeratbrocken aus dem Waldboden. Der Leibhaftige höchstpersönlich soll diejenigen zu sich unter die Erde holen, die sich zu tief in die Spalten zwischen den Felsen trauen.
Trotz ihres martialischen Namens und jeder Menge Sagen, die sich um sie ranken, bietet die Teufelsküche Ruhe, Erholung und viel Grün. Die kurze Spazierwanderung dorthin ist nicht schwer und hat zwei Gesichter: einen Hinweg durch dichten Wald und den Rückweg an der Liebenthann-Mühle vorbei und an den malerischen Auen der Günz entlang.
Wanderung ins Grüne Wie sooft gibt es einen deutlich kürzeren Weg zum Ziel, doch um sich die Beine ein wenig länger zu vertreten, bietet sich die Rundtour mit Start in Ronsberg an. Vom kostenlosen Parkplatz in der Ortsmitte geht es an der Hauptstraße in Richtung Süden, bis die Wolfser Steige links zum Skilift hinaufführt. Schilder leiten nach rechts, unter den Drahtseilen des Schlepplifts hindurch, in den dunklen Wald. Der stets gut gangbare Weg passiert Rinnsale, Farne und bemooste Bäume. Die Hügel links und rechts werden dabei immer schroffer und steiniger, bis der Weg nach rund drei Kilometern mitten durch die Teufelsküche führt.
Zwischen die Felsbrocken Zwar nimmt die Rundtour nur knapp zwei Stunden Gehzeit in Anspruch, doch lässt sich ihre Dauer locker ausdehnen. Nicht nur wer mit Kindern unterwegs ist, wird die größten Nagelfluhbrocken umrunden, in die Felsspalten blicken und nach versteckten Eingängen in das Reich des Teufels suchen. Die Fantasie regt dabei vor allem eine Engstelle an dem Riesenfelsen direkt rechts des Wegs an. Dort soll einer anderen Sage nach ein Mann mit seiner Familie ein beschauliches Leben geführt haben – von dem was der Wald hergab. Gerne tranken sie dabei Beerenwein. Doch, so sagt es ein Gedicht, „der blauen Kirschen giftiger Saft hat Weib und Kind dahingerafft“. Bevor der Mann selbst starb, verfluchte er den Ort als „Teufelsküche“.
Zurück nach Ronsberg Entstanden ist das Geotop nach der letzten Eiszeit, als sich die Felsbrocken aus den Steilwänden oberhalb ihrer heutigen Position in Richtung Tal verabschiedet hatten. Wer es zur Genüge erkundet hat, verlässt es auf dem Wanderweg geradeaus. Er steigt bald zum nahen Parkplatz an der Staatsstraße ab. Und auf der anderen Straßenseite ist inmitten grün-gelber Wiesen schon die Mühle Liebenthann zu sehen. Am gleichnamigen Hof vorbei geht es auf dem Geh- und Radweg an der Günz nach Ronsberg zurück. Knapp eine halbe Stunde vor dem Ort bietet sich noch ein Umweg über den westlichen Hügelkamm an, bevor es durch die höher gelegenen Ortsteile zum Parkplatz zurückgeht.
Schlossmühle Liebenthann
Die Schlossmühle Liebenthann wurde 1698 gebaut. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie umfassend saniert, nachdem die fürstäbtliche Verwaltung sie in einem „ruinösen Zustand“ vorgefunden hatte. Es entstand ein barockes Gebäude im Stil einer Herrschaftsmühle. Auf diesen Stand führten die heutigen Besitzer sie zurück. Brigitte und Steffen Haid leben seit 2004 dort und betreiben ein Ausflugslokal mit Ferienwohnungen.
Schwierigkeit: leicht / Entfernung: 7 km / Zeit: 2 Std. / Höhenmeter: 150 Hm
Tourencharakter
Leichte Wanderung auf breiten Forst- und Asphaltwegen
Orientierung
Rundweg Teufelsküche durchgehend ausgeschildert
Höchster Punkt
Teufelsküche, 788 m
Tiefster Punkt
Ronsberg, 694 m
Ausgangspunkt
Ronsberg
Anfahrt
Über A 7 oder A 96 nach Memmingen. Dann über St2013 und St2012 an Ottobeuren vorbei und durch Markt Rettenbach nach Ronsberg.
Mit der Bahn nach Memmingen oder Günzach und per Bus nach Ronsberg
Gehzeiten
Ronsberg-Teufelsküche 0.50 Std., Teufelsküche-Mühle Liebenthann 0.20 Std., Mühle-Ronsberg 0.50 Std., insgesamt ca. 2 Std.
Einkehr
Schlossmühle Liebenthann, 87634 Obergünzburg, Tel. 08372 / 980263, www.schlossmuehle-liebenthann.de
Karte
Kompass 1:50 000, Nr. 188 Ostallgäu/Kaufbeuren
Touristeninformation
Tourismusverband Ostallgäu, Tel. 08342 / 911313, www.ostallgaeu.de
Informationen auch unter: www.bruckmann.de
Zur Fotogalerie Mystische Pfade
Ab sofort im Buchhandel erhältlich
Erschienen im Bruckmann Verlag
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